Erdgas ist eine Sackgasse – Zukunft gehört den Erneuerbaren
22.09.2025 I Im Interview mit Klimareporter° macht die Energieökonomin Claudia Kemfert deutlich: Deutschland steht an einem entscheidenden Punkt. Zwar ist das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 richtig, doch die kommenden zehn Jahre sind die eigentlichen Schicksalsjahre.
- Erdgas ist keine Brücke, sondern eine Sackgasse. Wer weiter auf fossile Energien setzt, riskiert Preisexplosionen, Importabhängigkeit und verpasste Klimaziele.
- Herzstück der Energiewende sind Wind- und Solarenergie – ergänzt durch Speicher, Digitalisierung und flexible Stromnutzung. Nur so entsteht ein stabiles, kosteneffizientes Energiesystem.
- Bürgerenergie ist unverzichtbar. Sie schafft Teilhabe, Akzeptanz und regionale Wertschöpfung. Kürzungen bei der Förderung würden genau dieses Fundament schwächen.
- Soziale Gerechtigkeit zählt. Die Energiewende muss fair finanziert werden, damit auch Haushalte mit geringem Einkommen profitieren.
Kemfert fordert einen „Beschleunigungspakt“: schnellere Genehmigungen, Vorrang für Erneuerbare, Investitionen in Speicher und Flexibilität. Nur so lassen sich Versorgungssicherheit, Preisstabilität und Klimaschutz gleichzeitig erreichen. „Wir müssen Solar- und Windenergie Vorrang geben, nicht Gas. Genehmigungsverfahren müssen radikal vereinfacht, die Bürgerenergie muss stärker gefördert und die Digitalisierung in allen Bereichen forciert werden. Dazu brauchen wir systemisch gedachte Flexibilität: Stromspeicher, steuerbare Lasten, Digitalisierung. Nur so schaffen wir ein stabiles, kosteneffizientes Energiesystem.“
Genau diesen Weg wollen wir in der Gemeinde Tangstedt mit Wärme für Tangstedt e. V. gehen. Wir engagierten Bürgerinnen und Bürger setzen auf:
- Erneuerbare Energien aus der Region
- Energiespeicher, um Stromüberschüsse nutzbar zu machen
- Flexible Nutzung von lokal erzeugtem Strom, etwa für Wärmeversorgung und Mobilität
Die Gemeinde Tangstedt mit allen sieben Ortsteilen kann zeigen, wie Energiewende im Bürgerinteresse vor Ort gelingt: gemeinschaftlich, nachhaltig und zukunftsorientiert.
Fazit: Die Energiewende ist kein fernes Ziel, sondern eine Aufgabe, die wir hier und jetzt gestalten können. Während Erdgas uns in Abhängigkeiten hält, schaffen Erneuerbare Freiheit, Sicherheit und neue Chancen – für Deutschland und für unsere Gemeinden.
INFO: Zum Jahresende 2025 muss die Gemeindevertretung Tangstedt den Abschluss der Kommunalen Wärmeplanung beraten und beschließen. Die KWP wird mit 90% Kostenübernahme gefördert und dient als strategisches Instrument auf dem Weg der Dekarbonisierung. Vorab ein erster Auszug aus dem Abschlussbericht für die Gemeinde Tangstedt:
„Die Wärmeversorgung ist fast vollständig von fossilen Energieträgern abhängig. Erdgas und Heizöl dominieren mit einem nahezu flächendeckenden Anteil. Der Anteil erneuerbarer Wärmequellen ist gering. Parallel dazu existiert bereits eine beachtliche Anzahl dezentraler PV-Anlagen und Stromspeicher. Diese Infrastruktur bildet eine wichtige Grundlage für sektorübergreifende Versorgungskonzepte.
- Der Gebäudebestand weist ein erhebliches Sanierungs- und Effizienzpotenzial auf.
- Der Ausstieg aus fossilen Energieträgern muss im gesamten Gemeindegebiet und in den Gebäuden von Privatpersonen forciert werden.
- Der sehr geringe Anteil erneuerbarer Heiztechnologien verdeutlicht Handlungsbedarf, insbesondere bei dezentralen Wärmepumpen oder alternativen, leitungsgebundenen regenerativen Optionen.
- Die Wärmebedarfe und Emissionen konzentrieren sich auf die größeren Ortschaften und ältere Siedlungen, während in jüngeren Gebieten niedrigere Werte gemessen werden. Diese räumliche Differenzierung bietet die Möglichkeit, Maßnahmen gezielt nach Dringlichkeit zu priorisieren.
- Die in den dichter besiedelten Bereichen ermittelte Wärmeliniendichte ist fast durchgängig höher als der Durchschnitt und in der Fläche homogener als in den anderen Gemeinden. Zusammen mit der Art der engen Bebauung, zu der auch Reihenhäuser zählen, deuten sich erste Potenziale für die Machbarkeit von Wärmenetzen an.
Insgesamt zeigt die Analyse eine klare Handlungsnotwendigkeit, vor allem im Gebäudebestand und bei der Dekarbonisierung bzw. Transformation der Versorgung. Aufgrund der baulichen Struktur bieten sich dezentrale Lösungen auf Gebäudeebene oder bei technisch-wirtschaftlicher Machbarkeit und gegebenem Umsetzungswille auch Nahwärmenetze in ausgewählten Bereichen wie z.B. den Ortskernen an. Gleichzeitig kann die bereits vorhandene PV-Infrastruktur zur Stärkung der Eigenversorgung und zur Vorbereitung sektorübergreifender Nutzungskonzepte genutzt werden.“
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